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Zu Gast im Uniklinikum RWTH Aachen
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Zu Gast im Uniklinikum RWTH Aachen
Auf Einladung des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung besuchte die Bundestagsabgeordnete Ye-One Rhie (SPD), ordentliches Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, am 8. Dezember 2022 die Klinik für Nuklearmedizin der Uniklinik RWTH Aachen. Im Zentrum der Veranstaltung ging es um die Frage, wieso die zulassungsrelevante Forschung nur selten in Deutschland erfolgt – trotz der hohen nuklearmedizinischen Expertise und der Erstanwendung zahlreicher nuklearmedizinischer Diagnostik- und Therapieansätze hierzulande.
Frau Rhie wurde von Tobias Tillmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter ihres Wahlkreisbüros, begleitet. Seitens der Klinik wurde die Veranstaltung federführend von Prof. Dr. med. Felix Mottaghy, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin, organisiert. Die Uniklinik RWTH Aachen wurde zudem von Prof. Dr. med. Tim H. Brümmendorf, Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation (Med. Klinik IV), Dr. Mathias Brandstädter, Leiter der Stabsstelle Unternehmenskommunikation, und Dr. Fabian Hertel, Forschungskoordinator, vertreten. Das Kompetenznetzwerk nuklearonkologische Patientenversorgung wurde durch Magnus Fischer, Senior Manager Government Affairs & HCS der Novartis Radiopharmaceuticals GmbH, und Rieke Schulz, Co-Founder & Managing Partner der Pathways Public Health GmbH, vertreten.
v.l.n.r. Prof. Dr. med. Felix Mottaghy, Ye-One Rhie
v.l.n.r. Ye-One Rhie, Prof. Dr. med. Felix Mottaghy
Bei einem Rundgang durch die Klinik für Nuklearmedizin stellte Prof. Dr. med. Mottaghy das Wirkprinzip der Nuklearmedizin vor. Bei der nuklearmedizinischen Diagnostik wird dem Patienten eine radioaktive Substanz verabreicht. Diese Substanz gelangt in die betroffene Zielstruktur (z. B. Organ oder Tumorzellen) und lagert sich dort an. Durch den Einsatz bildgebender Verfahren lässt sich anschließend erkennen, wo es bösartige Veränderungen und Metastasen im Körper gibt. Im Vergleich zu bildgebenden Verfahren ohne den Einsatz radioaktiver Substanzen, wie bspw. das Röntgen oder die Computertomographie, lassen sich mit nuklearmedizinischen Untersuchungen biochemische Prozesse der betroffenen Zielstruktur darstellen. Die nuklearmedizinische Therapie folgt einem ähnlichen Prinzip: Im Gegensatz zur nuklearmedizinischen Diagnostik wird allerdings Radioaktivität mit höherer lokaler Strahlungsintensität verwendet. Krankhafte Gewebeveränderungen können somit gezielt am Ort der Anreicherung bestrahlt und somit behandelt werden.
Trotz des innovativen Ansatzes und des hohen Mehrwerts für Patientinnen und Patienten, sind deutsche Zentren in internationalen klinischen Studien unterrepräsentiert. Grund hierfür sind laut Prof. Dr. med. Mottaghy in erster Linie regulatorische Hürden mit Blick auf die Translation der Forschung in die Regelversorgung. Das liegt vor allem an der mangelnden Abstimmung der rechtlichen Vorgaben und Prozesse für die Arzneimittel- und Strahlenschutzprüfung in Deutschland. Zudem verlaufen die Verfahren für die Zulassung klinischer Studien durch die Gesundheits- und Strahlenschutzbehörden, wie dem Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM), dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), sequenziell. Die Teilnahme an klinischen Prüfungen ist jedoch essenziell, um die Forschungskraft der Zentren zu stärken, Daten für den deutschen Versorgungskontext zu generieren und Patientinnen und Patienten den Zugang zu neuen innovativen Therapien zu ermöglichen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Pharmastandort Deutschland für forschende Arzneimittelfirmen im Bereich der Nuklearmedizin zunehmend unattraktiv wird.
Frau Rhie zeigte sich während des Gesprächs offen, die Hürden und Herausforderungen in der nuklearmedizinischen Forschung beseitigen zu wollen. Sie gab zu bedenken, dass auf politischer Ebene noch Unklarheit über die konkreten Schritte besteht, um die Rahmenbedingungen für die nuklearmedizinische Forschung in Deutschland zu verbessern. Vor diesem Hintergrund hat Frau Rhie dem Vorschlag zugestimmt, gemeinsam mit weiteren Stakeholdern zu diskutieren, welche gesetzlichen und untergesetzlichen Änderungen sinnvoll und notwendig wären, um die nuklearmedizinische Forschung in Deutschland nachhaltig zu unterstützen.